Konzert: Finnischer Folk
Aino & Mühkaili
11. Mai 2022 / 19:00 Uhr / !5,- €
Einlass ab !8:Uhr
Das Festival Nordischer Klang
bringt das Feuer des Nordens nach Loitz
Eintritt: 15,-€
Tickets:www.mvticket.de
oder
0179 920 81 71/Abendkasse
Fernruf: Peter-Tucholski-Haus
0179 920 81 71
030 6926409
Email: info@ballsaal-tucholski.de
Historie, erzählt durch die Restauration der Haustür
Loitz
Lange Straße 41
Ausarbeitung
von Jörn Langwald
Das denkmalgeschützte Fachwerkgebäude (Traufenhaus) in der Langen Straße 41 in dem kleinen Städtchen Loitz in Vorpommern steht auf der Fläche von zwei benachbarten alten Grundstücken und wurde Ende des 18.Jahrhunderts erbaut.
Die Stadt (von 1648.1815 unter schwedischer Verwaltung) hatte sich von einer langen Zeit verheerender Kriege erholt und wies gegenüber anderen vorpommerschen Städten eine Vielfalt handwerklicher Gewerke auf.
Dieses Haus wurde also in einer Zeit gebaut, in der die Stadt(damals 1160 Einwohner) eine wirtschaftliche Blüte erreicht hatte. Gleichzeitig mit dem Gebäude in der Langen Straße entstand unter anderen das heutige Rathaus, errichtete die Kirche das jetzige Pfarrhaus, und an der Peene wurde ein festes Bollwerk angelegt.
1785 kaufte der gut situierte Stadtsekretär Johann Balthasar Pütter das Grundstück in der Langen Straße (westliche zwei Drittel des heutigen Gebäudes), welches nur wenige Meter entfernt vom Ufer der Peene liegt, und errichtete auf dem Gelände ein neues Wohnhaus.
um 1920- Blick über die
Peene in Richtung heutiges
„Peter Tucholski- Haus“
Seinen Namen und das Jahr des Ankaufs vermerkte der Bauherr in einer Inschrift auf dem Sturzbalken über der noch heute erhaltenen Haustür. Der dort auch genannte Dreves war möglicherweise ein am Bau beteiligter Handwerksmeister.
Einige Jahre später gelangte das Anwesen in den Besitz des Kaufmanns Gaebel.
Dieser erweiterte 1796 das Haus unter Einbeziehung des benachbarten Grundstückes (östliches Drittel), und es entstand eine Durchfahrt.
Ansicht von der Langen Straße- um 1919
In den folgenden Jahren wechselten des Öfteren die Eigentümer, bis es in den Besitz von August Brunner gelangte, der in diesem Gebäude einen Gasthof mit Pension betrieb.
Es war als „Brunners Hotel“ eine begehrte Unterkunft für die Besucher dieser kleinen Stadt mit ihren zahlreichen Handwerksbetrieben.
Die Stallungen waren gut geeignet als Unterstellmöglichkeit
für ihre Pferdegespanne.
Foto 2012
1870/71 ließ Brunner auf dem Gelände des Hinterhofes ein großes, zweigeschossiges Backsteingebäude errichten. Der „Tanzsalon“ ist ca. 200 m²groß, mit Balkon zur Peeneseite(später leider aus Sicherheitsgründen entfernt), Seitenaufgang zum Saal, großen Fenstern, 2 Emporen und Eichenparkett.
um 1930 um 1995
Das Anwesen diente künftig nicht nur der Stadt als Festsaal sondern auch den zahlreichen Vereinen als Veranstaltungsraum.
Im „Ballsaal“ fanden von den Bürgern sehr geliebte und gut besuchte Konzerte, Theater- und Operettenaufführungen, Erntefeste, Tanzstundenbälle, Kinoabende, Generalversammlungen der Vereine und andere Veranstaltungen statt.
Zeitungsausschnitte
aus einer alten „Loitzer Zeitung“
Als 1919 der in Potsdam-Sanssouci tätige kaiserliche Koch Ernst Tucholski (Großvater des Eigners) durch die Abdankung des Kaisers seine Arbeit verlor, kaufte er 1920 dieses Haus in der Stadt Loitz vom damaligen Besitzer Carl Schmidt, Wilhelm Wöhnert betrieb zunächst die Gastwirtschaft.
Ernst und Camilla Tucholski führten das Haus weiterhin erfolgreich als Hotel und Gasthof, wohnten mit ihrer Familie dort, bis es später der Sohn Günther Tucholski übernahm, dessen Kinder (1947-Tochter Barbara Camilla und 1952-Sohn Peter- heutiger Besitzer) dort geboren wurden.
1919/1920
Die rauschenden Bälle in „Brunners Hotel“ und die Gemütlichkeit des Gasthofes blieben weiterhin in der Umgebung ein großer Anziehungspunkt, besonders für die gehobene bürgerliche Gesellschaft.
alle Bilder aus den
30iger Jahren
1926 kam es zu erneuten baulichen Veränderungen an der Front des Hauses.
Das Obergeschoss wurde etwas höher gelegt, eine massive Fassade vorgeblendet und neue Fenster eingesetzt.
Der mit der Inschrift versehene Sturzbalken wurde eingefügt, auch die alte Haustür wieder verwendet, die Fensterläden jedoch blieben weg.
Um sich der drohenden Enteignung zu entziehen, siedelte die Familie Tucholski 1953 in den Westen Deutschlands.
Die Tante des Eigners war in Loitz geblieben, gab das Grundstück nicht auf, und so blieb das Haus auch weiterhin in Familienbesitz.
Im gleichen Jahr pachtete die Stadt die Gebäude, richtete die Räumlichkeiten her und nutzte es bis 1972 als Internat für 150 Schülerinnen, die die „Erweiterte Oberschule“ in Loitz bis zum Abitur besuchten.
Nach 1972 wurde es von Frau Elisabeth Fethke(Tante des Eigners) wieder als Beherbergungsbetrieb genutzt. Zeitweilig war auch im Hof eine Nerzzucht untergebracht.
vor der Restaurierung- 2010
Viele Jahre dienten die Räume unter dem Saal einer Mosterei. Ab 1969 hatte der damalige Vorsitzende der Gartensparte Hubert Radtke sie ins Leben gerufen.
Von 1979 bis 1990 war die Lohnmosterei des VKSK(Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter) in den Händen von Hilma und Dietrich Grade.
Hier wurde aus Beerenfrüchten, Rhabarber, Birnen und Äpfeln der in der Region beliebte „Loitzer Most“ hergestellt.
1984
Seitenaufgang zum
Saal gut sichtbar
Durchgang zum Garten
Innenhof— 1984
Saalgebäude-zu Zeiten der Mosterei— 1980
1991 kehrten Peter Tucholski und seine Schwester Barbara Camilla an den Ort ihrer Kindheit zurück, und er übernahm das Erbe seines Vaters.
1995
Nach kurzer Euphorie begannen mit Enthusiasmus und vielen neuen Ideen die jahrelangen, arbeitsintensiven Erhaltungsmaßnahmen und die behutsame Restaurierung dieses denkmalgeschützten Gebäudes.
Die Außenfassade des Saalgebäudes war der Anfang, der Innenhof, die Räumlichkeiten und der Stall folgten.
2012- aus dem Seitenaufgang zum Saal wurde ein kleiner Balkon
Bilder aus dem Innenhof
Im Jahr 2012 wurden das Dach, die Fassade, die Fenster und die Eingangstür umfangreich durch ortsansässige Handwerksfirmen und mit finanzieller Unterstützung der BIG STÄDTEBAU GmbH in ihrer Ursprünglichkeit unter dem Aspekt des Denkmalschutzes wiederhergestellt, restauriert und rekonstruiert.
Ansicht von der Langen Straße vor der Restauration der Tür